Kunst am Bau
OMBRE – Haus zum Maulbeerbaum
Das Schattenreich ist das Paradis der Phantasten.
Immanuel Kant 1724 – 1804 aus Träume eines Geistersehers
OMBRE – Kunst am Bau
Für die Gestaltung des Tuches OMBRE wird ein transparenter gelber Stoff verwendet. Die Motive werden über Schablonen auf den Stoff aufgesprüht. Die Sprühtechnik des Graffitis, die kräftigen Farben und die Lockerheit des Farbauftrages sollen das temporäre Eingreifen in den Raum verdeutlichen. Die Motive der Künstler des bHK überlagern sich. Sie beziehen sich auf den Ort und seine Geschichte. Ähnlich der vorgefundenen Wandmalereien des Barock, mischen sich florale und tierische Motive. Die Tradition der Wandmalerei wird interpretiert. Weiterlesen
WUNDERKAMMER – Haus zum Maulbeerbaum
Kunst am Bau
Das Büro dury et hambsch architektur untersuchte an verschiedenen Nutzungsszenarien die größtmögliche Flexibilität in der bestehenden Gebäudestruktur des Hauses. Die freigelegten historischen Wandmalereien, die verformten Decken und Böden und die atmosphärischen Raumkonstellationen bieten einen spannenden Dialog mit dem Neuen an. Die Neuinterpretation des Hauses zum Maulbeerbaum als Herberge bietet eine große Nutzungsvielfalt. Im Erdgeschoss könnte sich eine Weinbar und eine Lounge mit Ausstellungsräumen etablieren. In den zwei oberen Geschossen wäre Platz für eine Künstlerstube, Ateliers mit Zimmervermietung. Der Dachraum wäre als großer Schlafsaal ein tolles räumliches Erlebnis.
Aus STUDIE ZUM HAUS ZUM MAULBEERBAUM DURY ET HAMBSCH ARCHITEKTUR 2013
Lageplan und Studien zum Haus zum Maulbeerbaum (Büro dury et hambsch architektur)
WUNDERKAMMER
Die historischen Wunderkammern im Palazzo Ducale, auf Schloss Ambras und die Grotta der Isabella d`Este sind wegweisende Beispiele für die künstlerische Überhöhung eines profanen Raumes. Hier verbinden sich feinste Handwerkskunst, kunstvolle Schnitzereien, bemalte Holzpaneele und aufwändige Intarsienarbeiten mit der vorhandenen Architektur. Der naive Umgang mit der perspektivischen Wirklichkeit und gemalte Ausblicke schufen prächtige Raumeindrücke. Es entstanden Gehäuse in der Größe eines Schrankmöbels. Überschaubare Nischen, in denen sich die noch geheimnisvolle Welt einnisten konnte. Merkwürdiges, Kunstwürdiges und Kitschiges fand Einzug. Reliquien wie die Tafelkredenz mit Natternzungen, der Grottenautomat, der Tödlein-Schrein, ein silberbeschlagener Gürtel einer Nonne und ein Hundemaulkorb aus vergoldetem Gittermaterial. In labyrinthischer Atmosphäre wurde das Erbeutete seziert. Um dem geneigten Besucher ins Staunen zu versetzen, wurde Ausgewähltes zur Schau gestellt. Beliebtes Objekt war das Monstrum. Bedrohend blicken die Monster aus Glasgefäßen auf den Regalen. Nur das Scheußlichste war großartig genug, um gesammelt zu werden. Teils lebendig gewesen, teils nie gewesen, demonstriert ihr Besitz die Herrschaft über das Unmenschliche. Eine bemerkenswerte Visitenkarte für ihren Besitzer. Die Wunderkammern sind heute aus den Haushalten verschwunden.
Christian Heuchel 2010
Haus zum Maulbeerbaum Landau
Kunst am Bau – OMBRE
ALTES UMARMEN
Täglich reklamiert sich das Alte in unsere architektonischen Arbeit ein. Die Aneignung des Alten wird als konservativ und rückschrittlich bezeichnet. Ein Stigma dem man sich als „kreativer“ Architekt gerne entzieht. Offensiv sollte der Architekt die Chance nutzen in diese Zeitschichten hineinzuschlüpfen, die damaligen Fragen und bewerten Lösungen aufzuwärmen und sie weiterzubauen. In einer Zeit der Gestaltungshysterie erscheint diese Autorenlosigkeit ein edler Weg zu neuen Ansätzen zu sein. Christian Heuchel Februar 2016
Zur Geschichte des Hauses und des Ortes
Die Geschichte des Ortes spannt einen Bogen von der Gründerzeit der Stadt im letzten Viertel des 13.Jahrhundert über den politisch-religiösen Umbruch beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit bis hin zur jüngeren Zeit als Zeugnis deutsch-jüdischer Geschichte im 19. und 20.Jahrhundert.
Einst Hof des Ritters Theoderich von Laufensel „Zu dem Mulebaume“, dann im Besitz des Klosters Klingenmünster, kaufte die Stadt 1488 das Anwesen. Sie gestaltete den Hof zur städtischen Herberge und Gastwirtschaft für die Bewirtung ihrer illustren Gäste um. Zu jenen gehörten hochrangige Adelige und gekrönte Häupter wie Prinzessin Elisabeth – Tochter Kaiser Maximilians II, später König Henri III. von Frankreich. Auch die Ritterschaft verkehrte in der „Herberge zum Maulbeerbaum“. Zu Beginn des 16.Jh. war sie mehrfach Versammlungsort von Rittern aus der Region. Als der „Maulbeerbaum“ und seine Nebengebäude 1671 für 200 Jahre in den Privatbesitz der Familie Holtzhauser gelangten, blieb er ein Ort gastwirtschaftlicher Betriebsamkeit.
Historischer Wendelstein in Renaissanceform (Foto: Georg Wechsler, Restaurator)